Deep Dive

Über folgende Themen sprechen wir:
  • (08:28) - Komplexe wissenschaftliche Inhalte vereinfachen und verfügbar machen
  • (13:52) - Wie können wir das Wohlbefinden und die mentale Gesundheit von Menschen fördern?
  • (20:05) - Welche Gewohnheit hat Eva in ihren Alltag integriert?
  • (23:44) - Wie können wir besser mit Stress umgehen?
  • (30:43) - Wie können wir besser Nein sagen?
  • (34:56) - Wie können wir uns gesünder verhalten und unsere Gesundheitsziele erreichen?


Erwähnungen und Ressourcen:
  • [Buch] Atomic Habits von James Clear (Die 1%-Methode)
  • [Buch] Easy Relax: Raus aus der Stressfalle in 20 Sekunden - Die wissenschaftlich erprobte Entspannungstechnik
  • [Buch] Woran wir wachsen: Welche Lebensereignisse unsere Persönlichkeit prägen und was uns wirklich weiterbringt

Gast dieser Folge: Eva Asselmann
Professorin für Differentielle und Persönlichkeitspsychologie an der HMU Health and Medical University in Potsdam.

An der HMU ebenso wie an anderen Universitäten hat sie etliche Vorlesungen, Seminare und Praktika in den Bachelor- und Masterstudiengängen Psychologie konzipiert und geleitet. Eva bietet Lehrveranstaltungen zu den Themen Differentielle und Persönlichkeitspsychologie, Psychologische Diagnostik, Klinische Psychologie und Forschungsmethoden an.
https://evaasselmann.com/

What is Deep Dive?

Deep Dive ist ein Interview-Podcast von Simon Schubert für mehr Freude, Leichtigkeit und Wellbeing im Leben.

Was bedeutet es, ein gutes Leben im 21. Jahrhundert zu führen? Wie bringen wir mehr Leichtigkeit und Freude in unser Leben? Wir können wir produktiver und gleichzeitig gesünder arbeiten? Wie kann eine Wirtschaft aussehen, die Regeneration und das Wohlergehen allen Lebens als oberstes Ziel hat – und nicht Wachstum?

Diese und weitere Fragen erkunden Simon Schubert und seinen Gästen. Dabei sprechen sie über Themen rund um Wellbeing, regenerative Arbeit, Produktivität, Self-Leadership, Organisationsentwicklung, Ökonomie des Wohlergehens, New Work, Arbeitskultur, Entrepreneurship, Life Design, Gesundheit und vieles mehr.

Immer wieder fühlen wir uns gezwungen, uns zwischen Freude, Gesundheit, Karriere und Purpose zu entscheiden. Selbst die Erfolgreichen und Privilegierten unter uns (und sind wir nicht alle privilegiert?) kommen selten dazu, die richtigen Dinge zu tun. Jene Sachen, die uns wirklich wichtig sind.

Wir spüren, dass es wichtige und erfüllende Möglichkeiten gibt, unsere wertvolle Zeit zu verbringen – auch wenn wir nicht genau sagen können, was sie sind. Am Ende verbringen wir jedoch unsere Tage stattdessen systematisch mit anderen Dingen. Wir werden abgelenkt. Es kommt immer wieder etwas dazwischen. Irgendetwas ist immer.

Schnell haben wir das Gefühl, dass wir alles andere für die eine Sache opfern müssen. Doch eine Balance zwischen diesen Aspekten ist nicht nur möglich sondern essentiell.

Bei Deep Dive geht es darum, wie du ein Leben voller Freude, Leichtigkeit und Erfüllung führen kannst – ohne Abstriche in deiner Mission oder Karriere zu machen.

Weitere Impulse gibt es hier: https://www.keinezeitzuleben.de

Simon Schubert:

Mein Name ist Simon Schubert und du hörst Deep Dive. Diese Folge ist mit Eva Asselmann. Eva ist Professorin für Differenzielle und Persönlichkeitspsychologie sowie zweifache Buchautorin. Wir sprechen vor allem über Themen wie Verhaltensänderung, Gewohnheiten, Stressbewältigung und ganz allgemein mentale Gesundheit.

Eva Asselmann:

Bei meiner Arbeit geht es darum, neues Wissen zu generieren, Zusammenhänge zu erforschen, zu verstehen, wie Menschen ticken, warum wir handeln, wie wir handeln, warum wir uns voneinander unterscheiden und das sind ja sehr große Themen. Was mich fasziniert an meinem Job als Wissenschaftlerin ist es, neue Erkenntnisse zu generieren und dabei auch sehr viel Freiheiten zu haben, wie ich das Ganze ausgestalte, wo ich reingehe. Wir haben das Konzept der Wissenschaftsfreiheit, das heißt, Ich habe ja keine Arbeitgeberin, die mir vorschreibt, du forschst jetzt zu Thema ABC, sondern ich kann das selbst gestalten an meiner Arbeit. Da sind sehr viele Freiheitsgrade drin enthalten und das schätze ich sehr. Und natürlich dieses übergeordnete Ziel, Erkenntnisse zu generieren, einen Mehrwert zu schaffen, jetzt nicht einfach irgendwie was zu verkaufen und dann möglichst viel Geld einzunehmen, sondern neues Wissen zu erschaffen, Dinge zu durchdringen, zu verstehen, das finde ich etwas sehr, sehr sinnstiftendes bei meiner Arbeit.

Simon Schubert:

Du hast gerade mehrere Sachen gesagt. Andererseits Erkenntnis, logisch. Du sagst Wissenschaftlerinnen und Sachen erforschen. Ist irgendwie naheliegend, dass es so ein Erkenntnisgewinn gibt? So ein bisschen zentrale Frage, die ich rausgehört habe, ist, warum handeln wir, wie wir handeln? Und so ein bisschen eine andere Seite, eine andere Perspektive ist, dass dir Freiheit bei dem, was du tust, enorm wichtig ist. Genau, ja, diese drei Punkte.

Eva Asselmann:

Einmal ist das dieses Thema der Psychologie, wofür ich persönlich brenne. Das hat mich schon mein ganzes Leben angetrieben. Ich habe mir schon als Kleinkind die Frage gestellt, warum Menschen so handeln, wie sie handeln, warum Person A Dinge so tut und Person B da ganz anders vorgeht. Es ist ein Themenkomplex, der mich unheimlich fasziniert und begeistert und zwar schon mein ganzes Leben. Deswegen freue ich mich da, psychologisch zu forschen. Und dann dieses Konzept der Wissenschaft, was natürlich nicht unmittelbar an die Psychologie geknüpft ist, in meinem Fall schon, wo ich neues Wissen generieren kann. Und natürlich die Freiheit. Ich mag es sehr, mir meinen Tag selbst zu gestalten. Ich glaube, es gäbe viele andere Menschen, die das vielleicht so ein bisschen aversiv fänden, weil ich häufig morgens aufstehe und dann muss ich mir selbst überlegen, wie ich meinen Tag gestalte, was ich tun will, vielleicht auch große Projekte, die ich neu anschieben will. Das erfordert schon so eine gewisse intrinsische Motivation, dass man zumindest das Gefühl hat, man hat einen Plan und weiß, wie man da vorzugehen hat. Aber es ist auch etwas sehr, sehr Motivierendes, dass viele Dinge nicht von außen vorgegeben sind, sondern dass ich da selbst mitgestalten und Einfluss nehmen kann.

Simon Schubert:

Wenn ich mal von dem einfach höre, was du gerade sagst, auch gerade sehr stark prägende Kinder, beziehungsweise dich hat das sehr interessiert, dieses, okay, warum fällt die eine Person sich so und die andere so? Die allermeisten Personen gehen nicht Richtung Wissenschaft oder auch das, was sie interessiert sagen, wollen sie tiefer ergründen und gehen dann vielleicht auch im Bereich von Psychologie. Es ist das Gefühl, es gab irgendwie, also was denkst du hat dazu geführt, dass du gesagt hast, du bist genau in diese Richtung gegangen und nicht in eine andere, wo du zum Beispiel sagst, du gehst aktiv, unterstützt du damit, andere zu verändern? Und Ich weiß, du hast nebenbei dann auch eine Coachingausbildung gemacht, das heißt, du bist diesen Schritt ja schon gegangen. Gleichzeitig ist ja schon vordergründig, dieses eher in Richtung Forschung gehen.

Eva Asselmann:

Also, dass ich mich für Psychologie interessiere, war für mich schon recht früh klar, auch dass ich Psychologie studieren möchte. Und das habe ich auch nie hinterfragt. Ich wusste eigentlich immer in meinem Studium, dass es das richtige Fach für mich ist. Ich hatte nie den Gedanken, dass ich nochmal das Fach wechseln möchte, dass ich mich vielleicht falsch entschieden hätte oder so. Und dass ich in die Forschung gehen möchte, hat sich dann peu à peu herauskristallisiert. Durch das Studium habe ich natürlich mehr Einblicke bekommen, was man als Psychologin machen könnte. Und das sind mehr Themenfelder, als man intuitiv auf den ersten Blick häufig meint. Viele, etwa 60 Prozent aller Psychologie-Studierenden, machen danach die Therapieausbildung, wo man ja dann praktisch tätig ist. Ich habe erkannt, dass Wissenschaft für mich spannend ist, unter anderem durch meine Tätigkeit als studentische Hilfskraft, dann aber auch durch meine Diplomarbeit, weil mir das mega viel Spaß gemacht hat, diese Abschlussarbeit zu schreiben. Die meisten anderen Leute mögen das ja nicht so. Und ich fand das total cool. Ich mag das nicht, in so Texte reinzufuchsen, selber Texte zu formulieren, die so aufzubauen, dass sie eine Struktur haben. Dann mag ich es aber auch, statistische Analysen zu rechnen, also eher analytisch-quantitativ Inhalte aufzubereiten. Und da kommen unterschiedliche Herausforderungen zusammen, die mir und meinen Interessen beziehungsweise auch Begabung sehr entsprechen. Das ist einmal dieses wissenschaftliche Schreiben, komplexe Inhalte runterzubrechen und auf den Punkt zu bringen. Dann das statistische Analysieren, gerade Psychologie ist ein Fach, wo man sehr viel Statistik auch braucht. Wir arbeiten damit quantitativen Daten. Entsprechend muss man Syntaxen schreiben können, statistische Modelle rechnen, das Ganze aufbereiten. Und zum Dritten muss man auch sehr kreativ sein in der Wissenschaft, denn man muss sich immer wieder überlegen, was könnten denn neue spannende Themen sein, Fragestellungen, innovative Herangehensweisen, Sachen zu erforschen. Ja, und diese drei Punkte, die entsprechen mir persönlich sehr. Einmal das Schreiben, dann das Rechnen und das Kreativsein. Und ich finde das wunderbar, diese Dinge miteinander kombinieren zu können. Ein vierter Punkt vielleicht noch. Es liegt vielleicht auch so ein bisschen auf der Hand, wenn man Psychologie studiert, interessiert man sich natürlich für Menschen. Und ich mag das auch sehr gerne, praktisch sozial mit anderen Menschen zu interagieren. Deswegen habe ich unter anderem auch eine Coaching-Ausbildung dann noch gemacht, diese praktischen Inhalte stärker zu vertiefen. Ich wusste aber, dass ich zum Beispiel jetzt nicht in Anführungszeichen nur Therapeutin werden möchte, weil da würden mir diese anderen Punkte fehlen.

Simon Schubert:

Was ich spannend finde, auch von den ganzen Themen, die wir hoffentlich gleich noch ein bisschen gehen, so Persönlichkeitsentwicklung, Gesundheit, Umgang mit Stress. Ist für mich ja was echt positiv geframedes ist. Wobei meine Erfahrung, gerade Grundstudium Psychologie, ist ja noch viel pathologisch. Du hast ja auch gesagt, Richtung, die meisten machen Therapeutenausbildung. Wie ist deine Erfahrung beziehungsweise dein Umgang damit? Hast du es auch so wahrgenommen? Hast du dich ganz bewusst dann für diese eine Schiene entschieden? Oder ist es auch erst einfach so, was sich organisch ergeben hat?

Eva Asselmann:

Ich komme tatsächlich auch aus der klinischen Psychologie. Ich habe da promoviert und sogar habilitiert. Und habe dann nach der Habilitation noch mal meinen Schwerpunkt erweitert auf die Persönlichkeitspsychologie. Sodass ich mit diesen ganzen klinischen Inhalten sehr vertraut bin. Und ich empfinde das als eine unheimliche Bereicherung, zwei Themenfelder zu bedienen, einmal die klinische Psychologie, dann die Persönlichkeitspsychologie. Ich mache auch noch so ein paar andere Dinge, zum Beispiel quantitative Methoden, Diagnostik, Gesundheitspsychologie, also verschiedene Themenschwerpunkte und wenn man die miteinander verknüpfen kann, dann ist das unheimlich bereichernd, weil man unter anderem verschiedene Frameworks kennt, Herangehensweisen und dann kann man sehr viel kreativer sein, wenn man diese unterschiedlichen Perspektiven, Herangehensweisen miteinander verknüpft.

Simon Schubert:

Lass uns mal einen ersten Sprung machen, so ein bisschen auf so eine Art Metathema. Du hast schon gesagt, Wissenschaftliches Schreiben ist etwas, was dir sehr gefällt. Du hast auch, ich nenne es jetzt mal so, normale Bücher veröffentlicht, also im Sinne von für eine breite Masse. Ich stelle mir vor, dass es sehr unterschiedliche Sachen sind. Beziehungsweise erstens, dass die Zielgruppe sehr, sehr unterschiedlich ist, aber auch die Art des Schreibens, vom wissenschaftlichen Schreiben und so, dass es ein, selbst wenn es ein Non-Fiction-Buch ist, ja trotzdem eine ganz andere Art und Weise sein muss, damit, wenn man sagt, oh, da habe ich Bock drauf, da möchte ich es lesen.

Eva Asselmann:

Ja, Also häufig ist es so bei wissenschaftlichen Inhalten, dass die erstmal sehr komplex sind und die Kunst des Ganzen ist, das Ganze nicht noch aufzublähen sprachlich, sondern es runterzubrechen. Also dass es schon formal aufbereitet ist, aber möglichst einfach, damit man trotz dieser Komplexität die Möglichkeit hat, das Thema zu verstehen und die Inhalte zu durchdringen als lesende Person. Und das ist eine Kompetenz, die sowohl in der Wissenschaft als auch in der Populärwissenschaft gefragt ist. In der Populärwissenschaft natürlich noch mehr, da muss ich das noch mehr runterbrechen, ich muss es vereinfachen und das mag ich unheimlich gerne. Gleichzeitig begeistere ich mich generell für Sprache und dieser Schreibstil in der Wissenschaft, der ist natürlich sehr, ja sachlich trocken, da macht man jetzt keinen Witz oder so. Und im Populärwissenschaftlichen hat man einfach die Möglichkeit, da noch so ein bisschen mehr Varianz reinzubringen, auch den Ausdruck zu variieren, sich auszutoben, auch kreativ, wie bereite ich den Text auf, sodass das spannend ist, ansprechend. Das finde ich total cool, also es macht mir echt viel Spaß.

Simon Schubert:

Du hast schon gesagt, bzw. Mehrmals betont, dieses von etwas sehr Abstraktem oder auch etwas sehr Komplexes im Prinzip zu vereinfachen bzw. Auch in eine komprimierte Form zu bringen, dass es dann einfacher verständlich ist. Und es ist ja, ich sage mal, eine Kompetenz, die enorm relevant ist für alle möglichen Bereiche. Was siehst du da für dich oder hast du für dich so ein paar Sachen rauskristallisiert, was andere vielleicht mitnehmen können, die sagen, das ist eine Fähigkeit, die sie auch lernen wollten. Wie würdest du es angehen, wenn du jemandem beibringen müsstest, genau dieses von komplexeren Sachen in einfache Sachen runterzuzurringen?

Eva Asselmann:

Also einmal bei einem größeren Text ist es hilfreich, sich zu überlegen, welche Struktur hat das Ganze denn? Also, was sind die einzelnen Abschnitte? Was ist die Story dahinter? Wie baue ich das auf? Wie folgen die einzelnen Abschnitte aufeinander? Also, was ist die Storyline dahinter? Und dann kann man sich bei einzelnen Sätzen auch überlegen, welche Worte sind da eigentlich relevant, beziehungsweise man kann das Ganze vielleicht vorher mal umgangssprachlich, mündlich formulieren, als wenn man das jemandem erklären wollen würde. Und sich dann überlegen, was ist denn so die Key Message, wie könnte ich das gut in einen Text packen. Das sind so Herangehensweisen.

Simon Schubert:

Was ich gut finde, was du da sagst, vor allem sich überlegen, was so die Grundstoryline, hast du auch gerade gesagt, was so die Grundmessage, also ein was soll, wenn man es alles zusammenfassen würde, so zum Beispiel, oder sag selbst, was ist ein Abstract, was ist die Grundmessage, aber auch gleichzeitig dann dahinter von, was ist der logische Aufbau dahinter, wie man es erzählt. Und dann komplett weg von

Eva Asselmann:

sehr komplexen Sachen erstmal, unabhängig davon schauen. Und da gibt es dann, je nach Kontext natürlich, verschiedene Frameworks. Zum Beispiel in der Wissenschaft ist das häufig so ein Richtermodell im ersten Absatz, erstmal die Relevanz, warum ist das Thema wichtig, Dann allgemein, was wissen wir denn über das Thema? Dann werde ich immer konkreter und leite hin zu meiner spezifischen Fragestellung zur Hypothese. Ähnlich auch im Populärwissenschaftlichen, dass ich erst mal das Interesse wecken möchte, z.B. Durch eine persönliche Anekdote aus meinem eigenen Leben, vor welcher Schwierigkeit, vor welchem Hindernis stand ich, dann könnte ich die Inhalte aufbereiten und dann nochmal die Anwendung klar machen, inwiefern beantwortet das jetzt die Frage, die ich eingangs gestellt habe, beziehungsweise das Problem, was ich da aufgemacht habe. Es ist ganz spannend, es gibt so verschiedene Frameworks, die man anwenden kann, zum Beispiel auch bei Vorträgen, das Ganze möglichst spannend und catchy zu machen. Sowas finde ich ja total cool.

Simon Schubert:

Vor allem gesagt, das ist, glaube ich, eine sehr, sehr wichtige Kompetenz, die nicht nur für Personen, die Bücher schreiben oder Texte, was da oft dargesehen wird, klar ist das, sondern, ich glaube, in jeder Art, wo wir kommunizieren mit anderen. Es ist einfach immer sinnvoll diese, also darum ist für mich so eine Grundkompetenz, darum frage ich da so nach. Lass uns mal einen Sprung machen. Mhm, gerne. Du hast ja schon gesagt, du forschst verschiedene Sachen. Und ich glaube, viel fängt ja auch immer so ein bisschen an, okay, was ist dann irgendwann so die wesentliche Forschungsfrage? Und wenn du mal überdenkst, so die Themenbereichen, mit denen du dich so beschäftigst, was sind da so ein bis drei Fragen, die dich immer wieder beschäftigen, zu denen du immer wieder zurückkommst? Muss nicht also sein, woran du momentan forschst, sondern wo du sagst, zu denen kommst du immer wieder zurück. Und ich glaube, eine hattest du schon gesagt, warum handeln Menschen, wie sie handeln. Hast du da konkrete Sachen?

Eva Asselmann:

Ja, das waren jetzt eben so die allgemeinen Fragen der Psychologie. Natürlich ist das in meinem Fachbereich dann schon noch etwas konkreter. Ich interessiere mich vor allen Dingen für Entwicklungsprozesse. Einmal, wie verändert sich unsere Persönlichkeit im Laufe des Lebens oder in bestimmten Zeitabschnitten, zum Beispiel im jungen Erwachsenenalter. Aber auch, wie verändern sich zum Beispiel das subjektive Wohlbefinden, die mentale Gesundheit über die Zeit. Was sind Treiber dieser Veränderung, zum Beispiel einschneidende Erfahrungen, Lebensereignisse und was können wir daraus mitnehmen für gezielte Trainings, für Interventionsmaßnahmen? Welche Implikationen liefert uns das zum Beispiel im Hinblick darauf, wie wir die mentale Gesundheit oder das Wohlbefinden stärken könnten bei bestimmten Risikogruppen? Und da schaue ich mir so Fragen an wie zum Beispiel, wie verändert sich eigentlich die Persönlichkeit vor und nach der Geburt eines Kindes, wenn Personen in den Beruf einsteigen, wenn sie in Rente gehen, wenn sie traumatisches erleben oder auch wie können wir einzelne Persönlichkeitsmerkmale wie das Selbstwertgefühl, das subjektive Wohlbefinden oder auch die Kontrollüberzeugung gezielt stärken, zum Beispiel bei Personen, die ein geringes Selbstwertgefühl haben oder die gerade etwas Schreckliches erlebt haben.

Simon Schubert:

Zwei Themen, dass wir auf das zweite ein bisschen auf eingehen. Dieses, allgemein, du hast ja gesagt, was ein Treiber, aber auch ein bisschen allgemeiner formuliert, wie können wir das Wohlbefinden bzw. Die mentale Gesundheit von Personen fördern. Sowohl von Leuten, die dann andere unterstützen, im Sinne eines Coaches, oder natürlich aber auch die Person selbst. Was kann ich selbst tun, zu sagen, ich möchte jetzt mein Wohlbefinden fördern. Was sind dir, du hast gerade schon gesagt, das sind dann Erkenntnisse, die man zum Beispiel für Trainings oder andere Maßnahmen ableiten könnte. Aber hast du so Kernerkenntnisse, du sagst, die kann man sehr gut dann für praktische Maßnahmen davon ableiten?

Eva Asselmann:

Also eine wichtige Sache ist zum Beispiel, dass sich das Wohlbefinden durch einschneidende Erfahrungen häufig langfristig weniger verändert, als man das intuitiv meinen würde, bezieht sich auf die sogenannte Setpoint-Theorie und die nimmt an, dass jeder Mensch seinen eigenen Setpoint hat im subjektiven Wohlbefinden. Und sich das Wohlbefinden kurzfristig ändern kann durch positive oder negative Erfahrungen. Wenn ich gewinne im Lotto, dann bin ich einige Wochen glücklicher als sonst oder jemand stirbt und ich bin einige Wochen trauriger als sonst. Langfristig kehren wir dann aber wieder zu unserem Setpoint zurück. Und diese Annahme, die ist relativ gut bestätigt. Es gibt ein paar Ausnahmen, Es gibt auch offene Fragen, aber es gibt auch sehr viele Erkenntnisse, die einfach darauf hindeuten, dass Menschen zumindest einige Jahre nach schwerwiegenden Schicksalsschlägen doch wieder da sind in ihrem subjektiven Wohlbefinden, wo sie einige Jahre vor diesem Schicksalsschlag einmal waren. Und die Erkenntnis, die man daraus mitnehmen kann, ist, dass gerade so große, einschneidende Lebenserfahrungen, denen wir intuitiv sehr, sehr viel Bedeutung beimessen häufig, dass die eigentlich weniger ausschlaggebend für unser Wohlbefinden sind, als man häufig denkt. Und da fragen mich häufig Personen, bedeutet das jetzt, dass wir zum Glück oder Unglück verdammt sind? Also wenn ich eher eine unglückliche Person bin, dass ich dann auch immer so bleiben muss. Nein, das bedeutet es nicht. Man kann schon durch Habits, durch kleine Gewohnheiten im Alltag viel anstoßen und auch den Setpoint hoffentlich langfristig verändern. Nur diese großen Erfahrungen, die spielen einfach nicht so die Rolle. Ob ich jetzt eine Märchenhochzeit habe oder im Notto gewinne, das ist gar nicht so ausschlaggebend. Und vielmehr hilft es, den Blick auf die Kleinigkeiten im Alltag zu denken, kleine Gewohnheiten, Habits, zum Beispiel achtsam zu sein, Dankbarkeit zu kultivieren, sich auf viele kleine Glücksmomente im Alltag zu fokussieren, sein soziales Netzwerk auszubauen, sich auf Kontakte zu fokussieren, die einem selbst gut tun, die was bringen, seine Ressourcen gut zu nutzen. Das können alles so kleine Game Changer sein, die langfristig dazu beitragen, dass wir glücklicher sind.

Simon Schubert:

Ich finde es einen mega wichtigen Punkt. So ein bisschen, was du ja auch sagst, du hast gesagt, diese Setpoint-Theorie erinnert mich auch, dass man sagt, so diese Homöostase, dieser Gleichgewichtszustand, wobei Systeme oder auch generell dann unser Körper, wir Menschen, immer wieder zurückkommen wollen. Oder so ein bisschen anderes, vielleicht mechanistisches Bild. Wir haben also eine gewisse Trägheit, wo schwierig ist, was meint das von, sind wir alle verdammt? Nee, gleichzeitig ist es dann schon herausfordernd, erst mal in Bewegung und Momentum zu kommen und statt uns darauf zu fokussieren, jetzt einmal was Großes zu machen und hat dieses große Einfluss, sondern geht es darum eher, wie können wir nachhaltig und langfristig, also kontinuierlich vor allem unsere Verhalten verändern, aber damit natürlich dann auch Sachen wie unser Mindset.

Eva Asselmann:

Genau, total. Und da gibt es ja auch verschiedene Bücher, zum Beispiel von James Clear.

Simon Schubert:

Der Atomic Habits.

Eva Asselmann:

Genau. Ja, dass man durch so ganz, ganz viele kleine Schritte, die man aber langfristig beibehält, sehr viel bewirken kann, Weil das wie so eine Kettenreaktion ist, die unheimlich viel anschieben kann. Und kleine Habits, die ich über einen langen Zeitraum beibehalte, die bewirken wahrscheinlich viel mehr als ein großes Ereignis, was sich dann aber nicht überträgt in langfristige Verhaltensweisen.

Simon Schubert:

Ich bin so bei dir. Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass es einfach ist, also wieso, nur über Sachen zu reden, ist oft einfacher, als sie dann selbst umzusetzen. Aber auch gerade bei diesem Thema ist so klar, es ist einfach. Man muss nur kleine Gewohnheiten integrieren und wenn es darum geht, es dann selbst ein Gelegenheit umzusetzen, ist es wieder eine ganz andere Sache. Darum, lass es mal so ein bisschen vielleicht auch praktisch in deinem Leben. Hast du da Sachen, wo du sagst, das ist etwas, was du in deiner Routine implementiert hast, wo du sagst, das wünschte du, das hättest du deutlich früher gemacht oder vielleicht auch andersrum, wo du sagst, das ist etwas, wo du früher gar keine Aufmerksamkeit dem geschenkt hast und sagst, das musstest du Deswegen so ein bisschen auf dem harte Art und Weise lernen.

Eva Asselmann:

Eine Sache, die ich kultiviere, ist das Joggen. Seit etwa, ich glaube, seit 15 Jahren oder so gehe ich regelmäßig joggen. Es kommt immer darauf an. Also wenn es jetzt so super heiß ist, dann gehe ich mal einen Tag nicht joggen oder wenn irgendwelche Dinge sind wie Dienstreisen, aber ansonsten mache ich das ziemlich regelmäßig auch ohne darüber nachzudenken, ist das ein Termin des Alltags, dass ich einmal am Tag joggen gehe. Also jetzt nicht jeden Tag, man braucht ja auch eine Regenerationspause, aber häufig schon mehrere Tage am Stück. Und das ist eine Gewohnheit, die ich sehr tief verinnerlicht habe und immer wieder beibehalte. Und das finde ich unheimlich wichtig und wohltuend. Also das ist so meine größte Gewohnheit, die ich für mich etabliert habe.

Simon Schubert:

Was ich hier spannend finde und was ich oft auch von anderen immer wieder mitbekomme, da ist es mal so eine Vermutung, wie es bei dir ist, ich sag auch, Gewohnheiten sind ja auch nicht alle gleich, man spricht auch so ein bisschen von Cornerstone Habits, das ist so eine Sache, die einen großen Einfluss auf viele Sachen haben. Viele fangen an zu laufen, weil sie sagen, sie wollen fitter werden, vielleicht abnehmen. Also so ein bisschen oft auf physiologischer Ebene. Und gleichzeitig, was ich bei dir so ein bisschen zumindest raushöre, ist ja, es hat einen großen Einfluss genauso, aber auch auf zum Beispiel die mentale Gesundheit. Das ist so ein bisschen viel ausgleichert und so ein bisschen aber auch für einen offenen Tag einspielt, wo du sagst, wenn du das machst, es ist sehr wahrscheinlich, dass du dann noch andere gesundheitsfördernde Gesundheiten oder generell Verhalten an dem Tag machst.

Eva Asselmann:

Ja genau, also das mache ich aus verschiedenen Gründen, vor allen Dingen wegen dieser Abwechslung. Also mein Job, der besteht viel darin, dass ich nur da sitze und auf meinen Bildschirm gucke und geistig aktiv bin, was ja super einseitig ist. Und durch dieses Joggen kann ich das besser ausbalancieren. Ich bin am Tageslicht, an der frischen Luft. Ich bewege mich. Ich bin nicht geistig aktiv bzw. Kann meinen Gedanken freien Lauf lassen. Häufig gehe ich zum Beispiel auch ohne Musik joggen, mich einfach mal so auf mich und meine Gedanken zu fokussieren und die zu sortieren. Und das schafft eine unheimliche Balance. Und beim Joggen ist es häufig so, manchmal nervt mich das, dann hab ich keine Lust zu, ich mach's trotzdem, aber an vielen Tagen hat das einen unheimlichen Benefit, spätestens wenn ich nach Hause komme, dass ich dann ausbalancierter bin, mich besser konzentrieren kann, mich glücklicher fühle und so weiter. Und ja, Das bringt mir sehr viel in meinem Alltag, deswegen behalte ich das so bei.

Simon Schubert:

Lass uns mal so ein bisschen am Strang bleiben. Für mich geht es ja so ein bisschen auch enther zu Umgang mit Stress, beziehungsweise nochmal anders geframed. Gewohnheiten, mit Obersprechen ist ja immer eine Sache, zu sagen, wie kann ich irgendwas, zum Beispiel gerade in der Morgenroutine etablieren und das gucke ich dann und am Idealtag tue ich es halt jeden Tag. Und das andere ist ja, okay, da gibt es jetzt einen Moment, der vielleicht besonders stressig ist oder keine Gewohnheit ist, sondern da rausfällt, anzugucken, wie kann ich trotzdem gut damit umgehen. Und da kann man ja auch Gewohnheiten entwickeln. Also zu fragen, generell auch ein bisschen umleitend zum Umgang mit Stress, wenn du sagst, jede Person hat irgendwann mal Momente, wo sie überfordert ist, wo sie unfokussiert ist, wo irgendwas einfach nicht gut läuft. Was tust du in solchen Momenten? Gibt es Sachen, wo du sagst, du tust irgendwas aktiv, Gibt es bestimmte Fragen, die du stellst? Wie gehst du damit

Eva Asselmann:

Gut, Stresssituationen können ja sehr unterschiedlich sein. Das können einfach Momente sein, wo ich mich gestresst und überfordert fühle oder auch so konkrete Probleme, Herausforderungen, die dann belastend sind. Ich versuche, Achtsamkeit zu kultivieren, dass ich mich immer wieder frage, wie geht's mir gerade, was brauche ich, und zu reflektieren, warum fühle ich mich gestresst, was ist die Ursache, gibt es eine Möglichkeit, dass ich meine Perspektive wechsle, dass ich anders damit umgehe, was könnte ich mir Gutes tun? Zum Beispiel versuche ich es, in stressigen Phasen aber trotzdem abends mal Freunde zu treffen, runterzukommen und mich zu entstressen und da nicht in so einen Tunnelblick zu kommen. Dann wie gesagt Auf jeden Fall wichtig Schlaf. Das ist für mich die Number 1 im Stressmanagement. Ausreichend Schlaf, total wichtig. Bewegung, gesunde, ausgewogene Ernährung, Sozialkontakte, also enge Freunde, denen man auch das Herz ausschütten kann, über Probleme sprechen. Und dann versuche ich, meinen Alltag so zu strukturieren, dass ich gar nicht erst in stressige Situationen komme. Mir ist eine gute Alltagsorganisation sehr, sehr wichtig, Dinge frühzeitig anzufangen. Ich mache selten Dinge kurz vor knapp, kurz vor der Deadline, weil mich das stresst. Könnte ja sein, dass ich da irgendwie einen schlechten Tag habe und ich so leistungsfähig bin und das dann nicht hinbekomme. Und Je früher ich Dinge abarbeite, desto mehr Freiräume habe ich dann in meinem Alltag, auch Dinge zu tun, auf die ich gerade Lust habe. Ja, und da lege ich unheimlich Wert drauf.

Simon Schubert:

Ich finde es sehr spannend, wie... Ich sage jetzt mal ganz zeitlich, beziehungsweise auch... Du bist ja... Gerade was du sagst, ist ja so das Ideale, wo es nicht nur darum geht zu sagen, okay, was tust du aktuell jetzt damit, diese Situation umzugehen, sondern was du ja sagst, ist ein, okay, grundsätzlich sind alle Sachen, die förderlich für unsere Gesundheit sind, auch gut, mit Stress umzugehen. Du hast gesagt, soziale Kontakte regelmäßig treffen, Schlaf enorm wichtig, viel Bewegung, Ernährung ist genauso wichtig. Also all diese Faktoren spielen natürlich damit genauso rein. Und dann das andere, lass uns gucken, wie können wir grundsätzlich weniger vermeiden, überhaupt in solchen Situationen zu kommen. Sagt sich immer leicht und heißt nicht, dass es immer klappt, aber das auch einfach schon mal bewusst damit umzugehen, wie kann ich mein Leben dementsprechend gestalten, wie kann ich vielleicht auch schauen, gibt es irgendwelche Muster, die kommen, gibt es immer bestimmte Situationen, wie es zu diesen Situationen kommt und wie kann ich die vielleicht vorwegnehmen, dass es dann doch nicht dazu kommt. Total, was wir ganz häufig machen, ist, dass wir

Eva Asselmann:

eine Situation auf eine bestimmte Art und Weise wahrnehmen und dann diese Gedanken, die wir dazu haben, mit der Realität verwechseln. Das habe ich gelernt durch mein Psychologiestudium, aber auch durch meine Weiterbildung danach, das zu hinterfragen, was ist denn eigentlich objektiv konkret passiert? Und was ist meine Wahrnehmung der Situation? Weil die ist ja unheimlich subjektiv. Und könnte ich diese Situation auch aus einem anderen Blickwinkel betrachten? Das bezeichnet man häufig auch als Diffusion. Also rauszugehen aus dieser subjektiven Wahrnehmung, Bewertung der Situation, sondern sich das mit ein bisschen mehr Abstand von außen anzuschauen, ohne gleich in die Wertung zu gehen. Das versuche ich ganz häufig, mir da auch bewusst zu machen, wie viel eigentlich zurückzuführen ist auf meine eigene Interpretation, auf meinen eigenen Umgang.

Simon Schubert:

Also auch, finde ich, ein mega wichtiger Punkt, dieses von meiner ganz anderen Perspektive einnehmen, zu sagen, nicht immer nur aus der eigenen Ego-Perspektive, sondern auch mal, wie würde es eine andere Person sehen, was zum Beispiel im Coaching, an dem Systemischen, eine sehr, sehr große Rolle spielt.

Eva Asselmann:

Total, oder auch Wertefokus, Dass ich mir zum Beispiel überlege, wie möchte ich mein Leben eigentlich gelebt haben am Ende meines Lebens? Was wäre mir dann wichtig? Was passiert sein sollte? Bestimmt wäre die Antwort dann nicht, ich möchte mich über jede Kleinigkeit extrem aufgeregt haben. Man kann auch bei Problemen sich die Frage stellen, wie würde ich das Problem in 10 Jahren, in 20 Jahren beurteilen, wie groß wäre das dann noch, sich so ein bisschen rauszuziehen aus dieser Situation, die ja häufig unseren Blickwinkel sehr einengt.

Simon Schubert:

Das ist interessant, weil solche Fragen dann schnell eine ganz andere Perspektive einem selbst ermöglichen und das Problem dann vielleicht ganz anderes sind. Und für mich sind andere Sachen noch Reframing, was sehr stark damit zusammenhängt. Was sind hilfreiche Fragen? Auch mal sich zu fragen, Was ist gut an der Situation? Und vielleicht sehen wir auf einmal Sachen und sagen, wow, das hab ich noch gar nicht gesehen und können deswegen viel besser damit umgehen.

Eva Asselmann:

Total, das wäre dieser Ressourcenfokus. Den finde ich auch sehr, sehr kraftvoll. Sich also nicht nur zu überlegen, wovon will ich eigentlich weg, was ist das Problem, was gefällt mir gerade nicht, sondern sich auch die Frage zu stellen, was ist denn schon da, was ist gut so, wie es ist, wovon kann ich mir noch mehr holen, was sind meine Stärken, meine Ressourcen, wie kann ich die weiter ausbauen.

Simon Schubert:

Wenn man das alles so hört, stehe ich mir jetzt so vor von, wow, Eva hat alles, das ganze Leben, alles rausgefunden, wie es funktioniert. Stress, Gesundheit, alles, gar kein Problem, alles im Griff. Gleichzeitig hat nie jemand alles im Griff. Also so ein bisschen von, wie kommst du dir selbst, oder wie stehst du dir selbst im Weg?

Eva Asselmann:

Puh, also das ist natürlich die theoretische Perspektive. Und nicht immer habe ich da so einen klaren Blick, sondern es gibt viele Dinge, die mich emotional natürlich auch triggern, die mich ärgern, wo ich mit Angst reagiere zum Beispiel. Ja, und das ist im Alltag ein stetiges Auf und Ab, wo ich versuche, möglichst gut mit umzugehen. Ich merke zum Beispiel in meinem Alltag, dass natürlich die Anforderungen immer mehr werden. Ich bin jetzt Professorin, ich bin in ziemlich viele unterschiedliche Projekte involviert. Das ist total viel Arbeit an allen Ecken und Enden, wo ich mir auch immer wieder die Frage stelle, wie kann ich meine Arbeit möglichst effizient und gut organisieren, den Überblick zu behalten, da auch stressfrei durchzugehen. Ja, und das Ganze stellt immer wieder neue Herausforderungen an mich, aber ich finde es gleichzeitig auch ganz cool, mit solchen Herausforderungen im Alltag konfrontiert zu sein, weil mir, glaube ich, sonst auch schnell langweilig würde.

Simon Schubert:

Du hast gerade schon gesagt, so verschiedene Projekte, ich nenne es mal parallel zu jonglieren, gleichzeitig kommt immer mehr. Und eine ganz wichtige, irgendwann kommt man zu dem Punkt von, okay, mehr geht einfach nicht. Man kann nicht beliebig alle möglichen Sachen machen, sondern muss ich schon entscheiden. Und eine große Herausforderung, was ich immer höre, ist ja dann einerseits zu entscheiden, okay, was mache ich und was mache ich nicht? Und damit einhergehend, wie kommuniziere ich das auch richtig? Also ein bisschen von, wozu sage ich nein, Wie sage ich nein? Und gibt es da Sachen, und das ist jetzt wieder auf Projekte, aber vielleicht auch nochmal, es allgemein auszuweiten auf dein ganzes Leben, dieses Thema Nein sagen. Gibt es da irgendwas, wo du sagst, dazu kannst du leichter Nein sagen, oder es gab einen Ansatz, eine Erkenntnis, die dir dabei geholfen hat, so dass du zu, kann Arbeitskontext Nein sagen, kann natürlich aber auch ein privater Thema Nein sagen sein.

Eva Asselmann:

Das fällt mir gar nicht so schwer mit dem Nein sagen. Wichtig ist natürlich, das wertschätzend einzubetten, sich zu bedanken, auch positiv hervorzuheben, dass man sich freut, wenn jemand was anfragt, man aber leider trotzdem keine Kapazitäten hat. Ja, und was mir da hilft, ist immer wieder auf meine Werte zu fokussieren. Was ist mir eigentlich wichtig im Leben? Wo möchte ich langfristig einmal hin? Und welche einzelnen Projekte, Anfragen matchen da? Und welche sind da nicht so dienlich und stehen da eben eher außen vor. Ein weiterer Treiber, also das ist ja jetzt eine sehr theoretische Perspektive, kann sein, was macht mir denn Spaß, was gibt mir Energie. Zum Beispiel, wenn ich jetzt mit dir spreche, dann ist das für mich eine anregende Tätigkeit und ich mag das, so in den Austausch zu gehen. Also es ist einfach ein gutes Feeling, was mir im Alltag dann Energie gibt und das wäre für mich auch ein Punkt, zum Beispiel den Podcast zuzusagen. All das sind für mich so Anhaltspunkte, ob ich Dinge zusage oder ablehne. Eine Herausforderung, die ich immer so beobachte, ist, wenn der Workload steigt im Alltag, dann steigt natürlich auch die absolute Anzahl an Problemen. Und Man hat immer das Gefühl, dass die Probleme im Leben zunehmen, weil das absolut gesehen mehr werden, relativ vielleicht gar nicht so. Man hatte ja vorher weniger Aufgaben, wo weniger Probleme rausresultieren können. Aber absolut betrachtet hab ich manchmal im Alltag schon das Gefühl, ich bin so eine Problemmanagerin und eigentlich permanent damit befasst, irgendwelche Probleme zu lösen und Schwierigkeit abzumildern. Das kann manchmal schon gefühlt relativ deprimierend sein, aber Ich versuche mir das dann auch immer wieder klarzumachen, dass es nur so eine subjektive Wahrnehmung ist, dass mein Leben immer problematischer wird, aber objektiv wahrscheinlich nicht die Realität widerspiegelt.

Simon Schubert:

Diese subjektive Wahrnehmung ist ein ganz wichtiger Punkt dabei, weil vieles, was du gerade gesagt hast, spielt ja so ein bisschen auf. Wie entscheide ich überhaupt? Wozu ich ja und wozu ich nein sage? Also ich bin wertbewusst in den Zielen, aber auch so ein bisschen, ich bin ein ganz wichtiger Punkt, was bringt mir Freude, was bringt mir Energie? Und zusätzlich zu diesem, dieses Subjektiv, ob es jetzt relativ oder absolut, nochmal die Unterscheidung zu machen, ist ja aber auch, wenn man überfordert ist, wird es immer schwieriger damit umzugehen. Das heißt, die Fähigkeit gute Entscheidungen zu treffen, nimmt ja dann ab, je mehr man gestresst ist und sich auch ein bisschen in diesem bewusst zu sein, dass es einfach manchmal ist, okay, ich muss mich mal komplett rausziehen und dann fällt es mir auch viel leichter zu unterscheiden oder auch einfach diesen Überblick zu bekommen. Total und was ich da mache ist schlafen und

Eva Asselmann:

mich mit Freunden auf ein Abendessen treffen, weil mich das auch total runterbringt. Ja, mir fällt zum Beispiel auf, wenn ich sehr, sehr müde bin, sehr erschöpft abends, dann gehe ich häufig nicht ins Bett. Ich bleib da liegen, und eigentlich wäre das hilfreich, ins Bett zu gehen, lange zu schlafen. Weil ich dann aber so müde bin und so erschöpft, dann kriege ich nicht die Kurve und das finde ich auch ganz spannend zu beobachten. Also dieses Muster bei sich selbst klar herauszuarbeiten, dass das offensichtlich so ist.

Simon Schubert:

Das finde ich einen ganz spannenden Punkt, gerade auch im Gesundheitscoaching finde ich, eine sehr elementare Sache ist. Und so ein bisschen zurück, wo du sagst, so eine wichtige grundlegende Frage in Psychologie ist, warum tun Menschen, was sie tun. Für mich in diesem Punkt ist es so ein, ganz viele Menschen wissen ja selbst, was für sie in diesem Moment förderlich wäre. Es ist ja nicht die, oft ist es kein Thema von, jemand weiß nicht, was einem gerade gut tut. Manchmal natürlich schon, aber meistens nicht. Und gerade aber auch, wenn sie sagen, okay, ich habe eine Ziel, ich möchte, das ist mal ganz allgemein gesagt, gesünder verhalten, was auch immer das dann heißt. Wissen wir schon ziemlich konkret, wenn Sie ein bisschen überlegen würden, was wären da für Sachen? Trotzdem verhalten wir uns anders.

Eva Asselmann:

Ja, total. Und da ist der erste Schritt immer diese Reflexion, dass ich zumindest mitbekomme, wo ist denn eine Diskrepanz? Und dann kann ich auch herausarbeiten, woran liegt das denn? Bin ich vielleicht noch nicht motiviert genug oder bekomme ich das noch nicht so hin mit der Umsetzung? Da kann ein wichtiger Gamechanger sein, dass ich mir konkretere Ziele setze mit so Wenn-Dann-Verknüpfungen. Wenn das und das passiert, dann mache ich das. Zum Beispiel, wenn ich jetzt mehr Sport machen möchte, dass ich mir genau überlege, was möchte ich denn eigentlich tun und wann soll das umgesetzt werden. Idealerweise setze ich mir da am Anfang ein realistisches, lieber ein eher kleines, auf keinen Fall ein zu großes Ziel. Zum Beispiel, ich möchte jetzt zweimal die Woche jeweils 20 Minuten joggen gehen und dann liege ich genau fest, wann möchte ich das tun. Nämlich immer montags und donnerstags nach der Arbeit. Dann kann ich mir auch schon meine Laufschuhe dahinstellen, vielleicht noch so ein Schild mit einem Reminder aufstellen, was auch immer, sodass dann diese Situation, wenn ich dann nach Hause komme abends, sehr markant ist und ich dann auch wirklich anfange, die Dinge umzusetzen. Das zeigt auch die Forschung. Je realistischer meine Ziele sind, je konkreter, spezifischer meine Pläne, desto wahrscheinlicher, dass ich das Ganze dann auch umsetze.

Simon Schubert:

Ich finde es einen ganz wichtigen Punkt, dass es so ein bisschen von diesen Abstrakten vor allem weggeht. Was ich zum Beispiel meinte, ich will mich gesünder verhalten, Was heißt das? Klar, wenn ich überlege und sage, was sind konkrete Listener, fallen mir ganz viele Sachen ein, aber solange ich es abstrakt halte, wird es schwierig. Und wenn ich es dann auch nicht verknüpfe, so ein, okay, wann mache ich das denn? Und Für mich wäre noch dieser weite Schritt von, wenn dann, vielleicht auch nochmal überzuüberlegen, okay, was könnte denn dagegen, was könnte denn mir im Wege kommen? Gibt es irgendwelche Sachen von, wo ich sage mir, morgen früh gehe ich laufen und dann regnet es. Was mache ich, wenn es regnet? Sich davor schon mal überlegen von, was könnte passieren und wie kann ich dem entgegnen und dann einfach sagen, ich nehme mir vor, dass ich eine Regenjacke anziehe, trotzdem gehe. Da muss ich nicht in diesem Moment, wo es vielleicht sowieso schon schwer ist und ich es mir ein bisschen überwinden muss, sagen, sondern ein, ich habe mich den Tag davor schon entschieden, wenn es regnet, nehme ich eine Regenjacke an und gehe trotzdem.

Eva Asselmann:

Genau, das ist wichtig und auch entsprechend mit Rückschlägen umzugehen. Also einmal dieses immer wieder abgleichen, was habe ich mir vorgenommen, was habe ich tatsächlich umgesetzt, gibt es noch eine Diskrepanz oder habe ich mein Ziel schon erreicht? Dann sollte man das nach Möglichkeit beibehalten und fortführen oder vielleicht auch steigern. Und wenn ich merke, ich weiche davon ab, ich konnte das doch nicht so umsetzen, sich dann überlegen, woran lag das denn? Was waren so entscheidende Hindernisse? Wie könnte ich die jetzt überwinden? Und sich da nicht zu sehr demotivieren lassen von diesem Misserfolg. Ja, weil das ist ganz normal, wenn man sein Verhalten ändert. Mal klappt das ganz gut, mal noch nicht so gut. Und dann muss ich mir überlegen, wie gehe ich am besten damit und da ist es hilfreich, sich nicht so sehr herunterziehen, dem motivieren zu lassen.

Simon Schubert:

Voll. Und ich merke gerade so, Theorie ist es wieder so einfach und wir beschäftigen uns damit, wir haben andere Menschen schon da drin begleitet und es ist etwas, also für mich eigentlich sehr, sehr viel Reflektionsvermögen, erst mal voraussetzt und auch da wieder alleine zu machen, habe ich den Eindruck, dass es enorm schwer ist. Nicht, dass es nicht möglich ist. Klar geht es. Und gleichzeitig, wie viele Menschen tun es wirklich. Und selbst, wenn ich mal von mir reflektiere, es sind Sachen, womit ich arbeite, und klar tue ich manche Sachen, aber definitiv nicht so konsequent, wie wir es hier gerade sagen. Wie ist das so ein bisschen deine Erfahrung, sowohl in deinem eigenen Leben, aber vielleicht auch von anderen Menschen?

Eva Asselmann:

Ja, klar ist es so, dass wir das nicht beibehalten oder das nicht immer so schaffen. Das kenne ich von anderen Menschen, das kenne ich auch von mir selbst. Ich habe mir zum Beispiel vorgenommen dieses Jahr, dass ich mehr so Kräftigungsübungen für den Oberkörper machen möchte, vor allen Dingen so Liegestütze. Tatsächlich habe ich das nicht umgesetzt, weil ich das echt furchtbar fand, diese Liegestütze, und ich habe das dann doch nicht gemacht. Ja, das war ziemlich inkonsequent. Und ja, ich versuche aber, das Ziel noch mal anzugehen, das dann doch umzusetzen.

Simon Schubert:

Da finde ich spannend, was du auch gesagt hast, vielleicht auch Empathie einfach zu entwickeln, zu merken, es ist etwas, was mir unglaublich schwerfällt, einfach weil es mir keinen Spaß macht, Und dann zu sagen, wie kann ich leicht anfangen? Kann ich vielleicht sagen, ich mache ein Liegestütz oder sowas pro Tag, was erstmal nicht viel ist, aber wenn ich es dann regelmäßig mache, ist es ja ein Anfang. Oder zu sagen, gibt es irgendwelche anderen Sachen, die eine ähnliche Funktion haben, Oberkörper trainieren, die mir aber mehr Spaß machen, weil das ist das etwas, was ich dann etablieren kann.

Eva Asselmann:

Genau, absolut, das könnte ich tun. Oder auch Belohnungen, also Incentives mit einbauen, dass ich mir zum Beispiel so einen Plan mache und das dann da gut sichtbar abhake und mir dann was Gutes tue, wenn ich es geschafft habe. All das könnten so Ansatzpunkte

Simon Schubert:

sein. Hast du den Eindruck, dass das bei dir gut funktioniert oder vielleicht auch bei anderen? Du hast dieses so, ich möchte mich belohnen und deswegen mache ich es, damit zu arbeiten.

Eva Asselmann:

Ja, häufig wichtig ist so eine intrinsische Motivation. Beides geht natürlich einander über. Einmal diese Incentives von außen, die können auch wiederum die intrinsische Motivation fördern. Aber noch wichtiger ist eigentlich diese Awareness. Warum möchte ich das denn? Warum ist das sinnvoll für mich? Inwiefern steht das im Einklang mit meinen Werten, dass ich dieses Verhalten umsetze? Zum Beispiel, dass ich mir sage, Gesundheit ist mir wichtig, möchte was tun für meine Bandscheiben langfristig und deswegen finde ich das jetzt erstrebenswert, etwas für meine Rückengesundheit zu tun. Das kann ein unheimlich starker Treiber sein und wahrscheinlich noch stärker, als wenn ich mir jetzt irgendwas Nettes kaufe, weil ich meine Übungen da durchgeführt habe. Aber man kann natürlich auch beides miteinander kombinieren.

Simon Schubert:

Auf jeden Fall sind mehrere Sachen, wo wir ansetzen können. Ich finde es total gut, auch das Beispiel, was du gemacht hast. Und was für ein James Clear angesprochen. Ich glaube, eines der wesentlichen Sachen, was er sagt, wenn wir Verhalten ändern wollen und am Ende geht es ja auch Transformation, ist eines der wichtigsten Sachen, dass wir uns auf, wenn es Identität geht, es dann umgeht, ja, ich werde, ich bin ein Mensch, der sich gesund fällt Oder ich bin in deinem Fall eine Person, die einen kräftigen Oberkörper hat, beziehungsweise auch regelmäßig den Oberkörper trainiert und immer mehr Stück Schritt für Schritt zu dieser Identität kommt, beziehungsweise einfach sie festigt.

Eva Asselmann:

Ja, total.

Simon Schubert:

Wenn wir so langsam zum Schluss kommen, ich würde unbedingt gerne noch mal, das haben wir jetzt mal so ein bisschen schon gestriffen, das Thema Stress. Und es ist ja auch dein neueres Buch, so easy, relax. Wenn jemand das jetzt hört und sagt, was du so erzählst, ist interessant und Eva scheint einige Erfahrungen gemacht zu haben. Hast du vielleicht so ein, zwei Kernpunkte aus deinem Buch, die man sofort umsetzen kann? Man war auch dort wieder wärm. Und ich bin großer Fan davon, auch auf einer sehr abstrakten und high-level Ebene zu bleiben. Weil ich glaube, oft geht es ja Prinzipien. Und davon kann man dann immer irgendwelche Taktiken ableiten, als wenn man sagt, man bleibt nur auf dieser Taktik. Und am Ende geht es trotzdem darum, was kann ich am Ende des Tages umsetzen?

Eva Asselmann:

Ich fasse noch mal kurz zusammen, was eigentlich so der Inhalt des Buches ist oder das Purpose dahinter. In dem Buch geht es im weitesten Sinne Stressmanagement, was kann ich denn tun, im Alltag besser mit Herausforderungen, mit stressigen Situationen umzugehen. Und da stelle ich verschiedene Ansatzpunkte vor. Über viele Davon haben wir jetzt auch schon zumindest ganz grob gesprochen. Kern des Buches ist aber eine Entspannungstechnik, nämlich Easy Relax, die ermöglicht, innerhalb von wenigen Sekunden blitzschnell gezielt in Stresssituationen im Alltag zu entspannen. Und damit ich diesen Skill beherrsche, muss ich ein Trainingsprogramm durchlaufen. Das sind insgesamt acht Schritte, angefangen von der progressiven Muskelentspannung. Diese Entspannung wird dann immer weiter abgekürzt, wird in den Alltag übertragen und am Ende steht dann die Fertigkeit, sich blitzschnell, intensiv und gezielt in Stresssituationen zu entspannen. Du hast gefragt, was kann ich denn schon direkt umsetzen? Da ist ein wesentlicher Punkt, sich im Alltag immer wieder zu fragen, wie geht es mir eigentlich gerade, bin ich gerade gestresst? Denn damit wir später gezielt in der Stresssituation entspannen können, sobald die allerersten Anzeichen von Stress auftauchen, brauche ich natürlich die Fertigkeit zu erkennen, Wann bin ich denn eigentlich gestresst und wann kommen gerade die allerersten Anzeichen in mir hoch? Deswegen hilft es im Alltag immer wieder inne zu halten und sich zu überlegen, wie geht es mir gerade, bin ich gestresst oder auch dieses Augenmerk darauf zu richten, frühzeitig zu erkennen, Ah ja, jetzt gerade kommen die ersten Anzeichen von körperlicher Anspannung in mir hoch.

Simon Schubert:

Ich bin spannend, weil es genau das ist, worüber wir davor gesprochen haben. So erstmal ist es wichtig, ganzheitlich dieses Thema anzugehen, aber auch, okay, lasst uns Gewohnheiten entwickeln, lasst uns in besonderen, ruhigen Momenten üben, damit wir besser werden und damit wir dann in diesen herausfordernden Situationen damit umgehen können. Genau das haben wir ja davor durchgegangen.

Eva Asselmann:

Genau, also dieser Transfer in den Alltag, in die Stresssituation ist schwierig. Das ist auch der Mehrwert dieses Trainings. Genau das wird dann nämlich trainiert. Denn es gibt ja Entspannungstechniken wie Sand am Meer, die auch alle total gut sind, wirklich hilfreich. Zum Beispiel die progressive Muskelentspannung. Das ist ein sehr, sehr bekanntes, gut etabliertes Verfahren, wo ich mich hinlege oder hinsetze, dann nach und nach die einzelnen Muskelpartien kurz anspanne, dann entspanne, bis mein gesamter Körper tiefenentspannt ist. Und das hat den Vorteil, dass ich durch diese Differenz von Anspannung und Entspannung gut erkennen kann, wie fühlt sich das eigentlich an, wenn ich vollkommen tiefenentspannt bin und dann besseres Feeling für entwickel. Nachteil, Das dauert halt relativ lange, nach und nach die einzelnen Muskelpartien durchzugehen. In der Regel so 15 Minuten. Es gibt auch längere Versionen, die dauern sogar 30 Minuten. Und so viel Zeit habe ich ja gar nicht in hektischen Stresssituationen, wenn ich zum Beispiel Angst habe, dass ich nicht pünktlich komme, wenn ich kurz davor bin, ein Kino zu halten, wenn sich die Kinder morgens nicht anziehen und ich will eigentlich zur Arbeit. Da hat kein Mensch Zeit und Ressourcen, sich hinzulegen und so lange zu entspannen. Deswegen ist es wichtig, das Ganze abzukürzen und zu transferieren. Und gerade dieser Transfer in den Alltag, der gelingt häufig nicht. Das ist der Grund, warum zum Beispiel viele Interventionen scheitern. Ich lerne da zwar eine Technik, was auch immer das ist, im Rahmen von einer Intervention, im Rahmen von einem Kurs, und da klappt das auch alles wunderbar. Nur schaffe ich es dann nicht, diese neu erlernte Technik beizubehalten und in meinen eigenen Alltag zu integrieren. Deswegen sind die Effekte von vielen psychologischen Interventionen häufig nicht langfristig, sondern die eppen ab mit der Zeit. Und damit wir nachhaltig positive Effekte haben, damit wir langfristig profitieren in unserem Alltag von einer Intervention, brauchen wir mehr Transfer-Training, dass wir wirklich üben, eine erlernte Technik im Alltag auch anzuwenden. Und ja, das finde ich, ist relativ gut enthalten in Easy Relax. Einmal diese Abkürzung, so dass ich am Ende wirklich nur noch einige Sekunden brauche und dann der Transfer in die Stresssituation, in den Alltag, das wird da geübt, so dass ich diesen Skill später gut anwenden kann.

Simon Schubert:

Also für mich waren vor allem zwei Sachen enorm wichtig. Du sagst, es geht nicht darum, irgendeine Maßnahme, die super funktionieren kann, einfach isoliert zu betrachten, sondern ein, wie kann ich sie in den Alltag transferieren, wie kann ich sie dort einfach integrieren, dass ich sie regelmäßig tue, damit es nicht so ist, es gibt irgendeine Maßnahme und danach ist der Cut. Was einfach immer wieder typisch kommt, darum ganz viele Verhaltensänderungen, ist es mit ein Grund, warum die ja nicht funktionieren. Und das andere, was ich auch spannend finde, dass du sagst, okay, es gibt viele Sachen, die super funktionieren, progressive Muskelreaktionen Und manchmal dauert die aber recht lange. Was ist so eine Art Minimalversion, die ich dann davon anwenden kann? Und ich glaube, es klappt mit allen Sachen. Auch wenn man sagt Ernährung, Bewegung. Was ist so etwas, was schon was bringt? Wirklich was Kleines. Das ist genau an diesen Tagen, wo ich sehr gestresst bin, wo ganz viel los ist, wo so ein bisschen Ausnahmesituation ist, ich sagen kann, okay, hier mache ich nicht das volle Programm, sondern hier sage ich, hier mache ich das ganz kleine, das dauert vielleicht nur zwei Minuten oder vielleicht noch weniger. Ich mache nur diesen einen Liegestütz und vielleicht mit auf den Knien und nicht ganz, was auch immer. Und das mache ich und dann kann ich morgen dann wieder die Version machen, die ein bisschen mehr Zeit bringt.

Eva Asselmann:

Ja, wobei das hier bei dem Training eher umgekehrt ist. Also man fängt an mit der langen Übung, weil die auch für AnfängerInnen leicht umsetzbar ist. Und ich lerne dann das Ganze immer weiter abzukürzen, bis ich wirklich nur noch wenige Sekunden brauche, in einen Zustand der intensiven Entspannung zu kommen. Und hier ist die kürzere Version eher die Königsdisziplin. Also ich fange an mit dem sehr Ausgedehnten und dann werde ich immer schneller und routinierter, sodass ich mich später blitzschnell entspannen kann.

Simon Schubert:

Macht total Sinn. Klar, auch dort wieder, Je mehr wir es machen, wie mit Gewohnheiten, desto mehr festigen wir, desto besser werden wir da drin. Eva, gibt es zum Abschluss noch irgendwas, wo du sagst, das würdest du gerne nochmal betonen, weil es irgendwie zu kurz gekommen ist oder etwas, worüber wir nicht die Zeit gehabt haben zu sprechen?

Eva Asselmann:

Ganz kurz aus dem Off, das kannst du dann ausschneiden. Ist das jetzt schon dieser Abspann?

Simon Schubert:

Nee, ich würde dann gerne auch noch mal fragen, ob du was aufmerksam machen möchtest. Theoretisch hätte ich jetzt sehr, sehr viele Themen, aber ich glaube,

Eva Asselmann:

die passen nicht in so ein kurzes Podcast-Format. Ja, aber vielleicht führen wir das Ganze wann anders nochmal fort. Zum Beispiel spannend ist die Persönlichkeitsentwicklung bei einschneidenden Nebenserreignissen, wo ich ja sehr viel zu geforscht habe. Wie verändern sich Menschen zum Beispiel, wenn sie ein Kind bekommen, wenn sie in den Beruf einsteigen? Also was sind so ganz spannende Ansatzpunkte, die nochmal in eine ganz, ganz andere Richtung gehen?

Simon Schubert:

Wenn jetzt jemand hört und sagt, hey, ist voll spannend, was Eva gesagt hat. Wir haben ja schon dein Buch angesprochen, dein neueres Easy Relax. Und gleichzeitig hast du ja auch davor schon ein Buch geschrieben, woran wir wachsen. Gibt's noch andere Sachen, auf die du aufmerksam machen möchtest?

Eva Asselmann:

Alle, die sich für mich und meine Arbeit interessieren, die dürfen sehr gerne mal bei meiner Homepage vorbeischauen, evaasselmann.com. Da update ich regelmäßig, was ich so tue, was ich zum Beispiel neu publiziert habe oder auch welche Medienbeiträge es jetzt ganz neu zu meiner Arbeit gibt.

Simon Schubert:

Super, also ich sage nochmal eva.simon.com, alles zusammen.

Eva Asselmann:

Eva, dann vielen Dank für den Austausch. Ich Danke dir Simon, danke dir für die Einladung, sehr gerne wieder.