Coach&Coach

In dieser Folge von Coach & Coach diskutieren Björn Bobach und Jan-Gustav Franke den alten Spruch “Hinterher ist man immer schlauer” und was es bedeutet, aus Erfahrungen zu lernen. Sie beleuchten verschiedene Aspekte der Reflexion und wie man mit vergangenen Entscheidungen umgehen kann, ohne sich selbst zu verurteilen.

Hauptthemen:

 1. Einführung in das Thema:
 • Warum sagt man “Hinterher ist man immer schlauer”?
 • Persönliche Erfahrungen und Anekdoten.
 2. Reflexion und Selbsteinsicht:
 • Die Bedeutung von retrospektiver Kohärenz.
 • Der Umgang mit vergangenen Fehlern und Fehlentscheidungen.
 • Warum es wichtig ist, Erfahrungen als Lernprozess zu sehen.
 3. Gefahren der Selbstverurteilung:
 • Wie Selbstvorwürfe die persönliche Entwicklung behindern können.
 • Strategien zur positiven Transformation von negativen Gedanken.
 4. Die Rolle des Zufalls:
 • Wie Zufälle unser Leben beeinflussen.
 • Der Unterschied zwischen Planbarkeit und Unvorhersehbarkeit.
 5. Coaching-Perspektive:
 • Wie Coaches Klienten dabei unterstützen können, mit vergangenen Fehlern umzugehen.
 • Reframing und andere Techniken zur Stärkung des Selbstwerts.

Wichtige Zitate:

 • “Ich glaube, man ist hinterher immer reicher an Erfahrung. Aber ob man unbedingt schlauer ist, das wage ich zu bezweifeln.” - Björn
 • “Das Prinzip des Zufalls völlig außen vor zu lassen, kann Menschen in totale Panik versetzen.” - Jan
 • “Mit meinem heutigen Wissen würde ich es ganz anders machen. Ja, aber zu unserem heutigen Wissen sind wir ja auch nur über die Erfahrungen gekommen, die wir gemacht haben.” - Jan

Ressourcen und Links:

 • Website von Björn Bobach
Website von Jan-Gustav Franke
 • Podcast-Folge über den Rosenthal-Effekt


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What is Coach&Coach?

Björn Bobach und Jan Gustav Franke beschäftigen sich in ihrem Podcast mit vielfältigen Aspekten rund um das Thema Coaching. Der Podcast richtet sich an alle, die ihre persönliche Entwicklung vorantreiben wollen und sich für Coaching interessieren.

Herzlich willkommen zu einer neuen Folge
von Coach & Coach mit Björn Bobach.

Hallo Björn!

Und mir, Jan -Gustav Franke.

Ja, wir sprechen heute über einen
altbekannten Spruch, nämlich hinterher ist

man immer schlauer.

Und ja, was es damit auf sich hat und wie
man das betrachten kann, darüber wollen

wir uns heute ein bisschen austauschen.

Björn, gibt es denn Situationen, von denen
du sagen würdest, naja gut.

Da ist man hinterher auf jeden Fall
schlauer.

zuhauf, ne?

Also zuhauf gibt's die.

Also das ist, ähm, wie, ich weiß gar
nicht, wie oft ich das schon gedacht habe,

gehört habe von anderen, dass man sagt,
äh, ja, hinterher, das, das hätten wir

alles kommen sehen können.

Oder das hätten wir alles schon besser
wissen müssen, weil man ist dann ja

schlauer.

Äh, und das ist genau, was du gerade sagst
mit dieser Folge, ne?

Jetzt nehmen wir hier was auf.

Und hinterher ...

Sagen wir vielleicht, ach, da hätten wir
an der Stelle doch die Wendung nehmen

müssen, deswegen haben wir das und das
nicht angesprochen.

Das ist ja auch total, liegt ja total auf
der Hand, dass man hinterher immer

schlauer ist.

Ich finde, es ist gefährlich, wenn man
sich darüber ärgert.

Ja, das würde ich auch so unterschreiben.

Das war jetzt gefährlich, aber die Frage
ist halt, bringt es einen weiter?

Ja, aber das ist etwas, was ich im
Coaching auch schon erlebt habe, dass bei

mir Klienten sitzen, die sich unglaubliche
Vorwürfe darüber machen, dass sie es nicht

früher besser gewusst haben.

Ja, ja.

Ja, tatsächlich ist ja die Frage, hätte
man es früher besser wissen können.

Glaube nicht.

Vielleicht gibt es Situationen, da ist das
der Fall.

Vielleicht ist es manchmal die Situation,
dass man einfach mehr Zeit hätte haben

müssen, die Situation irgendwie klarer zu
analysieren.

Und danach sieht man dann, dass vielleicht
die eine oder andere Entscheidung dazu

geführt hat, dass halt irgendwas in die
Hose gegangen ist.

Und deshalb ist man danach erst schlauer,
man hätte es vielleicht vorher wissen

können.

Manchmal ist es aber vielleicht auch nicht
der Fall, dass man vielleicht die

Komplexität gar nicht erkennt oder gar
nicht weiß, was noch links und rechts

darum ...

passiert.

Und vielleicht ist es manchmal auch so,
dass man denkt, man ist danach schlauer,

aber eigentlich ist man es gar nicht.

Was meine ich damit?

Mir ist in einem Artikel das Thema
retrospective Kohärenz begegnet, wo es

also darum geht, dass man quasi im
Nachhinein dann feststellt, wie Dinge

miteinander zusammenhängen.

Und da ist ja die Frage, also

Hintergrund ist quasi da die Idee, dass
man also im Nachhinein die Möglichkeit

hat, komplexe Dinge besser zu erfassen in
Summe und zu erklären und deshalb auch

sagen kann, wie das eine zum anderen
führt.

Die Frage, die ich mir aber in diesem
Zusammenhang auch stelle, ist, ist es

nicht auch so, dass man manchmal Dinge
hinein interpretiert, also dass man quasi

eine Kohärenz herstellt, denkt, das eine
hat zum anderen geführt, auch wenn es

genauso gut anders hätte ausgeht können.

Und das ist ja etwas, zu dem wir Menschen
neigen.

Wir wollen nämlich irgendwo auch eine

sinnvolle Geschichte zusammen bekommen.

Das heißt, wir wollen rückblickend
eigentlich sagen können, wir verstehen,

warum es so oder so gekommen ist.

Und dabei wird, glaube ich, in Teilen auch
der Zufall, unbekannte Variable und so

weiter etwas unterbewertet.

Das heißt, die Frage ist auch da
tatsächlich in diesem Spruch.

Hinterher ist man immer schlauer.

Ist man es tatsächlich oder glaubt man es
nur zu sein?

Das ist schwierig zu beantworten oder sehr
wahrscheinlich kann man das gar nicht

beantworten.

Also ich glaube, man ist hinterher immer
reicher an Erfahrung.

Aber ob man unbedingt schlauer ist, das
wage ich zu bezweifeln.

Ich glaube, dass tatsächlich darüber auch
noch steht, dass wir gerne die, die, wir

haben so gerne diese, diesen, gerade bei
uns in Deutschland, glaube ich, die den

Anspruch,

alles perfekt und richtig machen zu müssen
und möglichst keine Fehler zu machen.

Und natürlich, wenn ich jetzt
zurückblickend, das kann man ja auch auf

den ganzen Lebensweg beziehen, also
irgendwelche Entscheidungen, die man mal

in der Karriere getroffen hat oder was
Beziehungen angeht, kann man natürlich

immer sagen, ja, das hätte ich alles
besser wissen können und in Zukunft weiß

ich es jetzt auch besser.

Natürlich weiß ich es besser, weil ich die
Erfahrung gemacht habe.

Und ist da nicht eigentlich die
Grundhaltung,

dass man sich nie angekommen fühlt, also
dass man nie den Eindruck hat oder dass

man nie davon ausgeht, ich werde jetzt
alles immer richtig machen, weil das steht

ja da, das steht da ja eigentlich drüber,
dieses immer alles richtig machen zu

wollen und keine Fehler zuzulassen.

Und du hast schon recht, also dieses
Einreden davon, ja, jetzt habe ich ganz

viel gelernt, ist das nicht eigentlich
eine Entschuldigung dafür, die gar nicht

nötig ist?

dass auf einem Weg vielleicht auch mal
eine falsche Abbiegung genommen wurde oder

dass man vielleicht irgendwas in dem
Moment, in der Situation, wo so viel auf

einen eingeprasselt ist, nicht richtig
miteinander verbunden hat, ist das nicht

eigentlich normal?

Also muss man sich dafür entschuldigen und
sagen, ja, jetzt hätte ich es besser

gewusst?

Ist das nicht eigentlich die normale
Situation, wenn man ausgeglichen,

zuversichtlich und mit einem

gesunden Selbstwert durchs Leben geht?

Also ich finde ganz interessant, was du
gerade gesagt hast, nämlich die

Interpretation nach dem Motto, natürlich
weiß ich es beim nächsten Mal besser, weil

ich habe es ja schon erlebt, weil das
schließt eigentlich total an die Folge,

die wir zuletzt aufgenommen haben zum
Thema Rosenthal -Effekt und quasi

Erwartungshaltung auch an Situationen,
nämlich der Theorie oder Annahme, dass

Situationen sich einfach so wiederholen
lassen.

Und das ist ja in der Regel nicht der Fall
im Leben.

Also es ist vielleicht in
Versuchskonstellation der Fall, wo ich

irgendwie alles andere ausschließen kann.

Aber im Leben hängt ja meistens noch
deutlich mehr darüber.

Okay, wenn ich jetzt irgendwie sage, ich
bin jetzt mit dem Auto mit 50 kmh irgendwo

gegen gefahren, das kann ich
wahrscheinlich relativ einfach sagen, was

dann der Effekt ist.

Und da lerne ich vielleicht dann auch
unter Umständen dazu.

Aber ich sage mal, menschliche Begegnungen
sind natürlich so vielschichtig, dass es

glaube ich schwierig ist da, mal zu sagen,
da weiß ich jetzt irgendwie, wie es besser

geht.

oder wie es komplett richtig ist.

Ich bin auch bei dir, dass man da halt
irgendwie eher neutraler sein sollte.

Und ich persönlich glaube auch nicht, dass
es ein richtig oder falsch gibt.

Sondern es gibt Erfahrung und es gibt
letzten Endes dann teilweise entweder

Bewertung oder keine Bewertung dieser
Erfahrung.

So und in der Regel neigen wir Menschen
dazu, das irgendwie zu bewerten in unserem

Wertegerüst, in dem wir auch leben und
dann halt irgendwie unsere Schlüssel

rauszuziehen.

Aber tatsächlich

kam ich auch bei diesem Thema mehr über
diesen anderen Gedanken.

Im Nachhinein ist man immer schlauer,
nämlich über diesen Hang Dinge erklären zu

wollen und zu glauben, man könnte
rückblickend klar erkennen, warum es so

gekommen ist.

Ein Beispiel sind Biografien von sehr
erfolgreichen Menschen, wo

unterschiedliche Aspekte genannt werden,
die dann...

genau dazu geführt haben, dass diese
Person dann halt eben so mega erfolgreich

ist.

Und das aber quasi daneben.

Tausende oder Tausende andere Personen
sind, die eigentlich ganz Ähnliches getan

haben, aber halt eben damit nicht
erfolgreich waren.

Und wo man quasi mit den gleichen Themen
theoretisch eine Biografie füllen würde

und sagen würde, guck mal, das ist der
Grund, weshalb sie es irgendwie nicht

geschafft haben.

Das bleibt halt irgendwie außen vor.

Und da gibt es ja auch so einen Bias zu,
nämlich ...

dass wir eigentlich immer nur die
Überlebenden sehen.

Also wir sehen quasi nur die Geschichte
derjenigen, die tatsächlich erfolgreich

waren, aber wir schauen uns nicht die 999
Geschichten der anderen an, die es

eigentlich genauso gemacht haben und es
nicht geschafft haben.

Und das heißt, diese Neigung dazu,
rückblickend erklären zu wollen, warum

jetzt etwas geklappt hat oder nicht, die
finde ich tatsächlich in Teilen schwierig.

Das ist vielleicht auch so das, was...

was es auch schwierig macht, zu
Retrospectiven zu tun, zumindest wenn sie

schwarz oder weiß sind.

Also ich glaube, man kann grundsätzlich
Tendenzen erkennen, Trends, das ist so

eine Möglichkeit, die man auch im
Rückblick erkennen kann.

Man kann da auch Erfahrungen sehen, aber
ich glaube, man kann es nicht schwarz oder

weiß sehen.

Es ist nicht an und aus, dass es richtig
ist, dass es falsch ist, sondern es gibt

quasi unterschiedliche Konstellationen,
unterschiedliche Gründe und vielleicht

kann man erkennen, welche Faktoren eher
Dinge begünstigt haben oder schwieriger

gemacht haben.

weil dieses, jetzt weiß ich alles besser
und das nächste Mal mache ich das alles

richtig, lässt ja auch das Prinzip des
Zufalls völlig außen vor.

Und das ist ja ein Prinzip, das Menschen
erfahrungsgemäß in totale Panik versetzt.

Also, dass manche Dinge auch einfach
zufällig sind.

Also, nehmen wir das Beispiel mit den
wahnsinnig erfolgreichen Menschen.

Und es gibt noch 100 andere, die haben
alles genauso gemacht, aber die hatten

halt nicht diesen ...

Zufallsmoment vielleicht, der dafür
gesorgt hat, dass das, was sie gemacht

haben, auch entsprechend potenziert wurde
und zu einem unglaublichen Erfolg geführt

hat.

Deswegen bin ich ja auch zum Beispiel
immer so ein Warnervor den Gurus.

Also die sagen, mach alles so, wie ich es
mache und dann wirst du auch mega

erfolgreich.

Das funktioniert halt nicht, weil dazu
sind wir zu individuell und es gibt dieses

Zufallsprinzip, das einfach auf uns
einwirkt und ...

dazu führt, dass jede Erfahrung und jeder
Lebensweg, jede Begegnung immer wieder

anders ist.

Man hat ja einfach nichts Identisches.

Und solche Situationen wirst du auch
kennen, auch wenn du natürlich deutlich

jünger bist als ich, dass...

wirst du auch kennen, dass man irgendetwas
zum x -ten Mal macht oder eine Begegnung

selbst mit dem gleichen Menschen zum x
-ten Mal hat, dahinter herausgeht und

denkt, was war das denn jetzt?

Also...

weil man einfach solche Sachen nicht immer
wiederholen kann.

Also ich glaube, das macht Menschen Angst,
und deswegen versuchen sie tatsächlich,

sich das immer so zu erklären, ja, jetzt
sehe ich die Zusammenhänge und jetzt

verstehe ich das alles und deswegen wird
mir das in Zukunft nicht wieder passieren.

Ich glaube, der Schlüssel dazu ist
tatsächlich die Gelassenheit und das

Hineben von Dingen.

Also dass man auch davon ausgeht, dass
manche Dinge einfach unvorhergesehen

passieren.

Man muss nicht hinterher schlauer sein.

Man muss manche Sachen auch einfach so
stehen lassen, wie sie passiert sind.

Und auch ruhig so benennen kann.

Also, das ist schlecht gelaufen.

Und nicht, dass irgendwie sich selber zu
rechtfertigen, warum das so passiert ist,

und dass man das jetzt gar nicht mehr so
machen würde.

Das ist ja auch völlig irrelevant.

Weil es ist ja Vergangenheit.

Also, warum sich darüber noch so einen
Kopf zerbrechen und dieser

Rechtfertigungsdrang ...

hat, glaube ich, ganz viel damit zu tun,
dass wir mit dem Zufallsprinzip nicht

gerne umgehen und dass man halt auch mit
den Fehlern nicht so gerne umgeht, die man

dann gemacht hat.

Weil wir hatten auch schon mal eine Folge
dazu, wenn ich mich richtig erinnere,

dieses Nach -Hinten -Schauen ist ja auch
nicht immer zuträglich.

Also was bringt mir das, immer nach hinten
zu gucken?

Ich bin total erfreunt davon, aus seinen
Fehlern zu lernen, aus vergangenen

Erfahrungen zu lernen, aber sich zu
rechtfertigen für etwas, indem man dann

sagt, jetzt verstehe ich die Punkte und
ich kann alles miteinander verbinden.

finde ich sehr, sehr schwierig.

Und dieses Beispiel, das du genannt hast,
mit den erfolgreichen Personen, ist

eigentlich ein Paradebeispiel, wie sehr
wir dazu neigen, auch solche Erfahrungen

vermeiden zu wollen.

Also negative Erfahrungen.

Denn wenn wir uns so an ein großes Vorbild
orientieren, was x, y getan hat und

deswegen so erfolgreich wurde, dann
versuchen wir das zu imitieren, zeigt dir

eigentlich nur, dass wir Angst vor eigenen
negativen Erfahrungen haben.

Das ist ja auch total menschlich.

Wir vermeiden ja aus einem Grundprinzip
auch schon Schmerz und negative Emotionen.

Aber ich glaube, Gelassenheit kann da sehr
viel helfen.

Es ist ja auch da, wenn man jetzt
irgendwie sagt, negative Erfahrungen, ist

auch die Frage, was ist jetzt in diesem
Zusammenhang eine negative Erfahrung?

Also auch, nehmen wir jetzt mal
erfolgreiche Persönlichkeiten,

Unternehmerpersönlichkeiten, dann gehören
da in der Regel auch Rückschläge mit dazu.

Niederlagen.

Insolvenzen, wie auch immer, alles
mögliche, was da gemacht wurde, fast aber

von diesen Personen teilweise, als die
wertvollste Erfahrung wahrgenommen wurde,

weil die gesagt haben, okay, auf einmal
hab ich wirklich gewusst, was eigentlich

wichtig ist oder was wichtig sein könnte
in dem Zusammenhang.

Und vielleicht muss man sich davon auch
ein bisschen frei machen von diesen

Kategorien, irgendwie gut, schlecht,
positiv, negativ, sondern dass man da halt

einfach seinen eigenen Weg gehen kann.

Was ich interessant finde, oder welcher
Gedanke mir da gerade noch kam, als du

gesagt hast, ob man da irgendwie in der
Vergangenheit hängen bleiben sollte, ja

oder nein.

Ich finde, jetzt grundsätzlich erst mal zu
sagen, wenn man für sich halt irgendwie

eine logische Herleitung dafür findet,
warum man jetzt heute da steht, wo man

steht.

Man ist mit sich im Reinen.

Finde ich das ja auch völlig in Ordnung.

Also warum soll man nicht auch ein
Narrativ erzählen?

Ob das jetzt irgendwie ...

des Tages alles richtig oder falsch ist
oder ob wir alle Variablen betrachten,

wahrscheinlich nicht.

Aber why not?

Dann hat man halt irgendwie seine für sich
stimmige Geschichte.

Eine Falle, in die man natürlich tippen
kann, ist, dass wenn man eigentlich dann

so mit sich nicht im Reinen ist und dann
in diese Vergangenheitsgeschichte geht und

jetzt wir kommen noch einmal von diesem
Spruch, im Nachhinein ist man immer

schlauer, anfängt zu überlegen, ja hätte
ich damals mal dieses oder jenes gemacht,

dann wäre jetzt...

passiert, dann wäre ich jetzt da und da.

Dann kommt man natürlich ganz, ganz
schnell in einen Bereich der Spekulation,

der so weit weg ist, von dem erstens was
passiert ist und wo wir auch so weit weg

sind von dem, wo wir tatsächlich belastbar
sagen könnten, ja genau, dann wäre auch

das eingetreten, was ich mir jetzt hoffen
oder wünschen würde, dass man darauf

natürlich relativ viel Energie
verschwenden kann.

Plus, es gibt dann auch diese, das kennst
du bestimmt auch,

Die Aussagen, ja, mit meinem heutigen
Wissen würde ich es ganz anders machen.

Wo ich mir denke, ja gut, aber zu unserem
heutigen Wissen sind wir ja auch nur über

die Erfahrungen gekommen, die wir gemacht
haben.

Das heißt also, diese Abbiegung, die hätte
es unter Umständen gar nicht in der Art

und Weise gegeben, weil wir halt eben zu
dem Zeitpunkt zu gut entschieden haben,

wie es halt eben ging.

Und das hat die Frage, bringt es einen
weiter, da so viel Energie drauf zu

verwenden?

über diese Vergangenheitsarbeit in dieser
Art und Weise.

Bestimmt nicht.

Vor allem nicht, wenn es in
Selbstvorwürfen endet, so wie du es gerade

beschrieben hast, dass man sich dann
selber Vorwürfe macht.

Hätte ich doch damals nur und warum hab
ich denn nicht?

Und der schöne Spruch hätte, hätte
Fahrradkette.

Das bringt einem überhaupt nichts.

Und das spricht ja auch nicht dafür, dass
dann die Selbstannahme besonders stark

ausgeprägt ist.

Also dass man einfach auch annimmt, was
passiert ist im eigenen Leben.

Und bei dem Narrativ fürs eigene Leben, da
bin ich total bei dir.

Das hast du ja auch, das hab ich auch.

Ich weiß, warum ich zu dem Menschen
geworden bin, der ich gerade bin.

Aber ...

Ich kann für mich sagen, zumindest, ich
bereue nichts.

Ich hab auch Krisen erlebt, ich hab auch
wirklich Rückschläge erlebt in allen

möglichen Bereichen meines Lebens.

Aber ich bereue das nicht.

Und ich ...

habe gelernt, tatsächlich auch nicht zu
sagen ...

hätte ich doch damals.

Also, dieses Bereuen und zu sagen, jetzt
weiß ich das alles besser.

Das ist ein total leerer Satz, weil in der
Situation, in dem Moment, in der

Konstellation, in denen irgendetwas
passiert ist, habe ich ja trotzdem, wir

gehen ja, glaube ich, beide davon aus,
dass Menschen immer erst mal eine positive

Grundhaltung haben, darin bestrebt sind,
etwas Positives zu erreichen.

Also in diesen Situationen damals habe ich
mit dieser Grundhaltung das Äußerste getan

von dem, was ich tun konnte, damit es
einen positiven Outcome hat.

Und wenn ich so ...

mit so einer Haltung auch an meine eigene
Vita gehe oder auch an die Vita meiner

Umgebung, dann gehört es einfach dazu,
irgendwann etwas noch nicht zu wissen.

Und dann ist es auch egal, wenn man es
später dann besser gewusst hätte.

Weil, wie du sagst, es ist eine völlig, es
ist eine selbsterklärende Geschichte, dass

man natürlich rückblickend sagen kann, man
hat das alles, hätte das alles besser

wissen, würde das jetzt alles besser
wissen.

Aber in der Situation selber, glaube ich,
ist das völlig irrelevant.

für mich sind solche Aussagen, hätte ich
doch und jetzt wüsste ich das alles,

Mensch, ich ärgere mich oder so.

Würde ich als erstes sagen, ja, muss man
aber annehmen und hinnehmen, dass man halt

nicht perfekt ist und dass es dazu gehört,
Fehler zu machen.

Jetzt ist es ja so, wie du das auch
beschreibst, dass das bei dir so ist, dass

du das auch eben annehmen kannst, auch für
die Vergangenheit und so weiter.

Was wäre denn jetzt mal in einer
Situation, Klientensituation, da ist das

halt eben nicht so, da sind diese Gedanken
da.

Was wäre denn da aus deiner Sicht sonst
eine Herangehensweise, damit auch zu

arbeiten oder das irgendwie positiv zu
transformieren, auch dieses Annehmen?

Das ist eine sehr schwierige Frage, wenn
man die so allgemein beantworten soll.

Ich glaube, es ist tatsächlich wichtig,
dann immer erst mal auf den Selbstwert zu

schauen.

Also diese Tendenz, sich für etwas zu
verurteilen, sich selbst etwas zu

verurteilen, was einem widerfahren ist.

Da würde ich hinterfragen, warum das so
ist.

Also warum man sich selber für etwas
Vorwürfe macht, was vielleicht auch gar

nicht mal so selbst der eigenen Kontrolle
unterlegen hat.

oder aus einem noch nicht ausgebauten
Erfahrungsschatz resultiert ist.

Das wäre eine Möglichkeit.

Und ich finde, Reframing ist da auch immer
ein ganz tolles Tool.

Also Reframing bedeutet für unsere
Zuschauer, dass man gewisse Situationen

noch mal durch einen anderen Rahmen sieht,
also aus einer anderen Perspektive raus

sieht oder aus einer anderen persönlichen
Sicht raus sieht.

Also ich finde, eine spannende Frage in
solchen Situationen ist immer, wenn jemand

sich dafür so etwas Vorwürfe macht, wenn
man sich in eine

engen Freund aus der Zeit reinversetzt,
der auf einen draufschaut, wie würde der

das denn bewerten?

Wie würde der darauf schauen oder wie
würde der jetzt darüber sprechen, wenn ich

ihn fragen würde?

Und da kommt dann sehr häufig schon so ein
Gedanke von Mitgefühl oder Verständnis

oder Nachsicht, wenn das wirklich Fehler
waren, die gemacht wurden oder Fehltritte

waren oder schwerwiegende
Fehlentscheidungen, solche Sachen.

Aber ich glaube, darüber steht immer ein
Selbstwertthema.

Hm.

das ist immer, nicht immer, aber sehr,
sehr häufig, ich will das auch überhaupt

nicht pauschalisieren, aber sehr häufig so
ein Ding ist, davon sich das nicht zu

verzeihen, dass man halt kein perfekter
Mensch ist.

Und da kann man nachfragen, warum ist das
so?

Da gibt es sehr, sehr viele verschiedene
Erklärungen für, das kann irgendein Muster

sein aus der früheren Lebensabschnitt, aus
dem früheren Lebensabschnitt, das kann

eine schlechte Erfahrung sein.

Vielleicht zum Beispiel, wenn man in einem
neuen Job anfängt,

Und da sich sehr unwohl fühlt, kann das
sein, dass zum Beispiel der Job, den man

davor mal angefangen hat, sehr unglücklich
gestartet ist, weil man ein schwieriges

Verhältnis zum Vorgesetzten hat, aber das
gar nicht richtig benennen kann.

So als Beispiel kann das natürlich damit
zusammenhängen, dass man mal einen sehr

schwierigen Chef hatte.

Also solche Sachen, solche Erfahrungswerte
meine ich.

Aber es ist individuell.

Also das so pauschal zu beantworten, finde
ich schwierig.

Oder wie siehst du das?

das ist auf jeden Fall komplex.

Keine Frage und kann auch unterschiedliche
Sachen zu führen.

Weshalb das so ist.

Ein Gedanke, den ich dazu habe, ist doch
der Blick irgendwie ein Stück weit in die

Dankbarkeit, also in die Betrachtung
sozusagen.

Also trotzdem bin ich ja heute da, wo ich
bin und beurteile die Situation vielleicht

ein bisschen anders.

So und ein Stück weit aber auch nochmal zu
wertschätzen, dass ...

dass man ja quasi einerseits diese
Erfahrung hatte, dass auch diese Gedanken,

die man da hatte, wichtig sind, auch quasi
den Erkenntnisweg zu gehen, den man gerade

geht.

Und vielleicht auch zu schauen, was ist
das Gute daran, dass sie vielleicht

trotzdem die Dinge so entwickelt haben,
was habe ich daraus gelernt, für wo stehe

ich jetzt heute, sich das nochmal zu
vergegenwärtigen und dann vielleicht auch

nochmal ein Stück weit zu transformieren,
hin zu Gedanken oder Ansätze, Glauben

setzen.

Was man für sich eigentlich für die
Zukunft wünscht, wie man Dinge gestalten

möchte.

Ich glaube, das kann dabei helfen, auch
ein Stück weit abzuschließen, Frieden zu

schließen, auch mit Gedanken der
Vergangenheit und halt irgendwo den Fokus

aus der Vergangenheit irgendwie in die
Zukunft zu richten.

Und das kann man, denke ich, kann man
machen in unterschiedlichen Formen,

tatsächlich einfach in der eigenen
Kopfarbeit.

Man kann es ein bisschen ritualisierter
machen, tatsächlich mit einem Stück

Papier.

Man kann es im Rahmen des Coachings
machen.

Und das ist etwas, wo man zum Beispiel
auch an so einer Sache arbeiten könnte als

Idee.

Ich würde nicht nur sagen könnte, sondern
definitiv kann.

Ja absolut.

das war ein spannendes Thema, Jan.

Also, ich glaube, wir können jetzt
rückblickend sagen, ich weiß jetzt noch

nichts besser, aber ich bin zumindest
Erhelter, was deine Ansichten zu dem Thema

angeht.

Und ihr zu Hause oder wo auch immer ihr
diesen Podcast hört, sehr wahrscheinlich

auch ein bisschen wisst ihr jetzt mehr.

Aber das ist ja normal im Leben, dass man
in jeder Sekunde mehr weiß als in der

Sekunde davor.

Wir bedanken uns fürs Zuschauen, wir
freuen, äh, zu hören, Verzeihung.

Wir freuen uns, dass ihr uns treu seid.

Wenn ihr Kommentare habt, könnt ihr die
natürlich unter diese Podcast -Folge

schreiben, unsere Kontaktdaten auch wie
immer in den Show Notes oder

beziehungsweise der Beschreibung unter
dieser Folge.

Wir freuen uns, wenn ihr uns weiterhin
treu bleibt und sagen bis zum nächsten

Mal.

Ciao.

auf Wiederhören.