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Netzhauterkrankungen im Fokus: Zu zwei Wirkstoffen gegen das Voranschreiten der geographischen Atrophie laufen Phase III Studien, die Experten verhalten optimistisch stimmen. Europäische Arzneimittelagentur EMA lässt neue Mittel gegen feuchte AMD zu. Molekularer Mechanismus identifiziert, der bei Retinitis pigmentosa die Degeneration der Photorezeptoren verursacht.

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Der Ausschuss für Human-Arzneimittel der Europäischen Arzneimittelagentur EMA hat in seiner Juni-Sitzung neun Arzneien zur Zulassung empfohlen, darunter auch das Biosimilar Ranivisio von Midas Pharma. Sein Wirkstoff Ranibizumab ist ein monoklonales Antikörperfragment. Der VEGF-Hemmer wird intravitreal injiziert.

Ranivisio erhielt ein positives Votum für die Behandlung von Erwachsenen mit feuchter AMD, Sehbehinderung aufgrund eines Makulaödems oder choroidaler Neovaskularisation und proliferativer diabetischer Retinopathie. Effektivität und Sicherheit von Ranivisio seien mit der von Lucentis von Novartis vergleichbar, so die EMA.

Zum Thema Behandlungsmöglichkeiten der trockenen Spätform der AMD gab es bislang nur wenig gute Nachrichten. Doch jetzt besteht Grund zu vorsichtigem Optimismus, so Kongresspräsident Dr. Armin Scharrer auf dem DOC. Als besonders aussichtsreich haben sich bisher zwei Wirkstoffe herauskristallisiert: Pegcetacoplan und Avacincaptad Pegol, die beide gegen das Voranschreiter der geographischen Atrophie wirken.

Die bisher vorliegenden Daten der laufenden Phase-3-Studien mit vielen hundert Patienten an über hundert Zentren, darunter auch mehrere deutsche Augenkliniken, sind vielversprechend. Je nach Dosierung und Häufigkeit der Anwendung konnte das Fortschreiten der AMD-Spätstadien um etwa 27 bzw. 29 Prozent reduziert werden.

Es bleibt allerdings abzuwarten, ob sich diese neuen Therapien im Falle einer Zulassung langfristig durchsetzen können. Denn im Rahmen der laufenden Studien wurden bei bestimmten Patientengruppen auch Nebenwirklungen festgestellt, wie zum Beispiel das Auftreten einer feuchten AMD.

Ein von der Universität Genf geleitetes Team hat einen molekularen Mechanismus identifiziert, der bei Retinitis pigmentosa die Degeneration der Photorezeptoren des Auges verursacht. Zuvor konnten bereits bei einigen Patienten strukturelle Defekte in den Photorezeptor-zellen beobachtet werden, aber die beteiligten molekularen Mechanismen waren bislang unklar. Jetzt haben die schweizer Wissenschaftler Mutationen in den Genen von vier Proteinen untersucht. Sie befinden sich in den Zentriolen, zylindrischen Strukturen aus Mikrotubuli, die in allen tierischen Zellen vorhanden sind. Dort sorgen diese Proteine für den Zusammenhalt der verschiedenen Mikrotubuli, indem sie wie eine Art Reißverschluss funktionieren. Das Fehlen dieses Reißverschlusses führt in Netzhautzellen zum Zelltod. Die neuen Erkenntnisse verdanken die Forschenden der Expansionsmikroskopie. Sie ermöglicht es, das Netzhautgewebe mit einer bislang nie erreichten Auflösung zu beobachten.

Dieses vom European Research Council (ERC) gefördete Forschungsprojekt hat zu einem besseren Verständnis der Retinitis pigmentosa auf molekularer und struktureller Ebene geführt. Diese Erkenntnisse könnten dabei helfen, eine therapeutische Behandlung zu entwickeln, die den molekularen Reißverschluss wiederhergestellt und so das Absterben von Photo-rezeptor-zellen zu verhindern. Dieser Ansatz soll in Zusammenarbeit mit der Augenklinik Jules Gonin in Lausanne evaluiert werden.

Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf UKE wurde vom Europäischen Forschungsrat mit einem ERC Consolidator Grant ausgezeichnet. Die Förderung erhält Dr. Arjen Alink für sein Projekt EXPAT (How EXPectation and ATtention shape visual information processing in the human brain) das über fünf Jahre mit knapp zwei Millionen Euro unterstützt wird.

Alink will zeigen, wie Erwartung und Aufmerksamkeit die Kodierung natürlicher Bildinformationen im menschlichen Gehirn verändern. Der Forscher möchte entschlüsseln, wie unser Gehirn aus der schwindelerregenden Flut visueller Informationen, die auf unsere Netzhaut einprasseln, nahtlose und

verständliche visuelle Erfahrungen erzeugt. Frühere Forschungen deuten darauf hin, dass Erwartung und Aufmerksamkeit eine zentrale Rolle bei der Koordinierung dieses Informationsgewinnungsprozesses spielen. Gegenwärtig ist jedoch noch nicht klar, wie diese beiden Prozesse die Informationsverarbeitung im menschlichen visuellen System gestalten.

Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) und die Israelische Ophthalmologische Gesellschaft (IOS) wollen in Zukunft ihre Zusammenarbeit intensivieren. So soll es zu wechselseitigen Teilnahmen von Referierenden auf den Tagungen der beiden Fachgesellschaften kommen.

Den Auftakt machten DOG-Präsident Professor Gerd Geerling, und DOG Generalsekretär, Professor Claus Cursiefen bei der zehnten Jahrestagung der IOS in Tel Aviv. Bei dieser Gelegenheit wurde auch das Kooperationsabkommen unterzeichnet. Im Gegenzug sind bereits zwei israelische Kolleginnen zur Teilnahme am International Expert Day der nächsten DOG in Berlin eingeladen.

Luxottica Gründer Leonardo Del Vecchio, der angeblich reichste Mann Italiens, ist verstorben. Del Vecchio begann als kleiner Lieferant von Rahmenteilen für lokale Brillenhersteller und entwickelte sein Unternehmen zum Weltmarktführer für Brillenfassungen. 2018 initiierte er auch die Fusion von Luxottica mit dem französischen Brillenglas- und Linsenhersteller Essilor.

Den Posten des Verwaltungsratsvorsitzenden von EssilorLuxottica wird künftig Francesco Milleri übernehmen – zusätzlich zu seinen Aufgaben als Vorstandschef.

Auf Eyefox liegt im Juni ein besonderer Fokus auf dem Thema Glaukom. In einem ausführlichen Interview erläutert Prof. Carl Erb neue Erkenntnisse zu den Zusammenhängen von Glaukom, Ernährung und Lebensstil. Auch die neue Ausgabe des Ophthalmologischen Quartetts, die am 21. Juli online gestellt wird, widmet sich unterschiedlichen Aspekten dieser Erkrankung und in einem neuen Fall der Woche stellt Dr. Karl Mercieca von der Augenklinik des Universitätsklinikums Bonn die Einsatzmöglichkeiten des IStent vor.